Fida hilft in der Ukraine und in Grenzgebieten

STR Nordic Oy hat am Anfang des Krieges gegen die Ukraine eine Spende an die Ukraine-Hilfe von Fida International geleistet. Wir haben einen Interview mit Janne Harjukoski, einem Angestellten von Fida, durchgeführt. 

Herr Harjukoski, können Sie sich kurz vorstellen?

Ich bin Janne Harjukoski und ich wohne mit meiner Frau in Osijek, Kroatien. Wir haben zwei erwachsene Kinder, die in Finnland wohnen. Ich arbeite bei Fida International als Koordinator der Romani Mission und zu meinem Arbeitsgebiet gehören 12 Länder in Osteuropa. Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine helfen wir mit meiner Frau Anne ukrainischen Flüchtlingen an verschiedenen Grenzen der Ukraine. 

Wo genau arbeiten Sie und um was für eine Arbeit handelt es sich?

Sobald der Krieg begann, gingen wir selbst an die Grenze zwischen der Ukraine und Ungarn, um Flüchtlinge aufzunehmen. Wir geben ihnen Lebensmittel und erfüllen andere Grundbedürfnisse, und bringen die Flüchtlinge zu Beamten, die sie ins Register eintragen. Fida leistet auch viel Hilfe in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern in der Ukraine und den in Grenzgebieten in Ungarn, Moldova und der Slowakei. 

In der Ukraine helfen wir lokalen Menschen und Binnenvertriebenen zusammen mit den Organisationen Leben und Licht von Karpatia und Inspiration-Center. Die erste von beiden arbeitet im Westen der Ukraine und bietet humanitäre Hilfe an diejenigen, die es noch nicht über die Grenze geschafft haben. Der andere Zusammenarbeitspartner arbeitet wiederum in der östlichen Ukraine in Skepetivka. Vor dem Krieg war das Inspiration-Center ein Zentrum für Romane. Heutzutage fungiert es aber als Empfangszentrum für die ganze Bevölkerung. Die Zentrale bietet nicht nur Notunterkunft an, sondern evakuiert auch Menschen aus schwierigen Orten der Ostukraine und bringt sie nach Rumänien, woraus es Passagen weiter gibt. 

An der ungarisch-ukrainischen Grenze sind unsere Zusammenarbeitspartner die Romani Mission und die Baptisten von Ungarn. Wir haben Unterkunft in den Dienststellen der Romani Mission organisiert und leiten dorthin Leute von den Grenze. Momentan sind da circa 200 Personen in Langzeitunterkunft. Einige der Flüchtlingen bleiben in den Räumen nur eine Weile, die meisten aber länger. Die Baptisten von Ungarn sind wiederum hauptverantwortlich für die Einrichtung einer ukrainischen Grenzkontrollstelle und wir bei Fida unterstützen sie dabei. 

In der Slowakei arbeiten wir mit einer Partnerkirche an der ukrainischen Grenze zusammen. Dort mieten wir Raum für die Unterkunft von 60 Personen. Fida bietet den Menschen im Unterkunft das Essen an. Unsere Partnerkirche hat weitere Zusammenarbeitspartner in Deutschland und Tschechien, die Flüchtlinge aus der Slowakei abholen und in den Zielländern betreuen. Aus der Slowakei wird auch humanitäre Hilfe per LKW über die Grenze in die Ukraine geliefert und dort an verschiedenen Stellen verteilt.

Mein Motto lautet: “gute Verhältnisse und Verbindungen werden während des Friedens gebildet”. Wenn so eine Krisensituation vorkommt, kann man schnell reagieren, wenn das Netzwerk schon existiert. Bei unserer Arbeit in Fida hat sich dies als sehr wichtig erwiesen. 

Was haben Sie beim Helfen gesehen und erfahren?

Wir haben eigentlich die ganze Sinnlosigkeit und den Wahnsinn des Krieges von Anfang an gesehen während uns Menschen an der Grenze begegnet sind. Viele von ihnen haben uns erzählt, wie sie alles verloren haben: Häuser wurden bombardiert, die Männer sind geblieben um das Land zu verteidigen. Im Prinzip ist von der Heimat, die sie hinterlassen haben, nichts mehr übrig. Es sind harte Geschichten. In Moldawien habe ich ein kleines Mädchen getroffen, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Ihre Eltern wurden in einer Bombardierung getötet und ihre Verwandten haben das Waisenkind über die Grenze geholfen. Andererseits stärken diese harten Geschichten den Hilfswillen und ich möchte zumindest alles tun, was ich kann, um den Menschen die aus der Ukraine kommen und den Menschen innerhalb der Ukraine zu helfen.

Gibt es irgendeine Begegnung, die besonders eindrucksvoll für Sie war?

Wir waren an der ungarischen Grenzkontrollstation in Zahony und nahmen Menschen an, die mit dem Zug aus der Ukraine kamen. Da war eine Frau mit einem kleinen Jungen, der ich half. Ich trug ihr Gepäck, redete mit der Frau und sie erzählte mir, dass sie auf dem Weg weiter nach Budapest seien. Ich half ihnen Freikarten zu bekommen und gab ihnen etwas zu Essen. Danach führte ich sie in den Zug nach Budapest. Als die Frau mit ihrem Kind in den Zug stieg, brach sie plötzlich in Tränen aus, umarmte mich und sagte: “Vielen Dank für alles, was Sie für die Menschen in der Ukraine tun”. In diesem kleinen Moment hatte das, was ich tun konnte, eine große Bedeutung für diese Person. Sie fühlte, dass wir in ihrem Leid, ihrem Schmerz und ihrer Qual bei ihr waren. Das war eine Begegnung die ich sicher nicht vergessen werde. 

Wie viele ukrainische Flüchtlinge erreicht die Ukraine-Hilfe von Fida?

Diese ist immer die schwierigste Frage, weil es so schwer zu schätzen ist. Es kann jedoch sicher über tausende von Menschen gesprochen werden, die wir schon direkt erreicht haben und die Menschen, die indirekt noch kommen werden. Die Arbeit wir leisten erreicht tatsächlich Massen von Menschen und sie ist noch nicht zu Ende.

Was können wir hier in Europa tun, um Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen und um die Ukraine zu unterstützen?

Diese Frage ist uns Europäer einen Schritt näher gebracht, weil viele Menschen aus der Ukraine nach Europa geflohen sind. Jeder kann dazu beitragen, dass Ukrainer mit Liebe und Wärme empfangen werden. Die Schwäche von uns Europäern liegt vielleicht darin, dass wir in den europäischen Kulturen oft denken: “lass den Menschen in Ruhe”. Wenn man jedoch die Kultur kennt, aus der diese Flüchtlinge kommen, finden sie es sehr wichtig, dass sie sich willkommen fühlen. Jeder kann seinerseits darüber nachdenken, ob er selbst etwas Konkretes tun kann, wie mit einer Ukrainerin einkaufen gehen oder einem Verein oder einer Hilfsgemeinschaft beitreten, die etwas für ukrainische Flüchtlinge in Europa tut.

Eine weitere gute Möglichkeit zu helfen ist, uns zu unterstützen, die hier Hilfe leisten. Hilfsorganisationen kennen den aktuellen Bedarf vor Ort. Spenden sind weiterhin willkommen, da dieses Konflikt andauert. Und auch wenn der Krieg morgen endet, ist es noch ein langer Prozess, bis alles zurück zu normal geht. Euro werden also noch benötigt. 

Fida International ist eine Finnische Hilfsorganisation, die seit 1927 humanitäre Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Missionsarbeit in 50 verschiedenen Ländern leistet. 

Sie können mit SMS, Banküberweisung oder MobilePay an die Ukraine-Hilfe von Fida spenden. Weitere Information zum Spenden finden Sie hier: Donate – Change Lives – Fida 

Fotos: Arto Karvonen und Benjamin Hokkanen / Fida international